MIH (Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation) «Kreidezähne»
Zeigen sich auf den bleibenden Zähnen weiss-braune Stellen, klagt Ihr Kind über Schmerzen beim Zähneputzen oder starke Empfindlichkeit auf heiss und kalt, dann könnte es sein, dass es sogenannte «Kreidezähne» hat. «Kreidezähne» werden in der Fachsprache «Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation» (MIH) genannt. Es gibt dieses Phänomen auch vermehrt im Milchgebiss (MMH). «Kreidezähne» treten vor allem an den Backenzähnen (Molaren) und Schneidezähnen (Inzisiven) auf und unterscheiden sich dadurch von gesunden Zähnen, dass die normale mineralische Zusammensetzung des Zahnschmelzes aus Phosphat und Kalzium gestört ist. Diese Störung führt zu einem «weichen» Zahnschmelz und zu Opazitäten (Trübungen) mit weissen und braunen Flecken. Die betroffenen Zähne sind oft schmerzempfindlich, können bröckeln und es besteht ein erhöhtes Kariesrisiko.
Die MIH-Prävalenz wird weltweit auf ca. 30% geschätzt, Tendenz steigend. Das bedeutet, dass jedes dritte Kind MIH-Zähne hat. Die Ursachen für «Kreidezähne» konnten von der WHO (Welt-Gesundheits-Organisation) bisher nicht abschliessend definiert werden. Die Forschung geht von Auswirkungen von Weichmachern (Bisphenol-A) und Kunststoffen in unserer Umwelt auf die Zahnentwicklung aus. Seit Neuestem ist auch Vitamin-D-Mangel während der Schwangerschaft eine mögliche Ursache. Sicher ist: «Kreidezähne» entstehen in der Mineralisierungsphase der jeweiligen Zähne. Das bedeutet, dass die Zahnanlagen in der Schmelzentwicklungsphase geschädigt werden, lange bevor sie im Mund zu sehen sind. Das letzte Drittel der Schwangerschaft bis zur Vollendung des 1. Lebensjahres des Kindes scheint der kritische Zeitraum für die Noxe (Schädigung) zu sein.
Für betroffene Kinder kann das Kauen oder Trinken schon schmerzhaft sein, ebenso das Zähneputzen. Darum ist es wichtig, «Kreidezähne» rasch zu erkennen (es gibt auch andere Flecken-Phänomene an Zähnen), sie regelmässig zu kontrollieren und bei Bedarf zeitnah zu behandeln. Therapiert werden diese Zähne zunächst mit guter Mundpflege, Zahnpaste mit Fluorid, Fluoridlacken, Fissurenversiegelungen bis hin zu Kompositfüllungen/-aufbauten und bei bleibenden Zähnen auch mit glasfaserverstärkten Onlays.